Unsere Umgangsprache kennt viele Formulierungen, in denen der Zusammenhang zwischen Körper und Seele angesprochen wird: Das Herz ist gebrochen – sich den Kopf zerbrechen – etwas geht unter die Haut – die Galle kommt hoch ...
Zu jedem erlebten Gefühl gehören auch Veränderungen in unseren Organen (Herzklopfen, Magenbewegungen, Blutgefäßerweiterungen etc.). Zum Beispiel wird bei starker Erregung das Hormon Adrenalin in die Blutbahn ausgeschüttet – viele kennen das Gefühl, wenn es einem "kalt den Rücken herunterläuft". Diese Vorgänge dienen unter anderem dazu den Organismus auf die jeweilige Situation einzustellen.
Der enge Zusammenhang von Körper und Seele hat also auch in bestimmten Situationen eine wichtige biologische Überlebensfunktion. Am deutlichsten wird dies bei Angst. Das rasche Herzklopfen, die muskuläre Spannung in den Beinen und das Kribbeln in Händen und Füßen ist – noch bevor wir nachdenken können – ein Zeichen, dass der Körper zur Flucht bereit ist.
Erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie voller Ärger auf jemanden oder über etwas waren und achten Sie dann auf die begleitenden Körpersignale. Oder stellen Sie sich eine Ihnen sehr angenehme, freudige Situation vor - wie reagiert ihr Körper darauf? Diese Wechselwirkung von Körper und Seele kann in der therapeutischen Arbeit sehr hilfreich sein, denn Körpertherapie ist gleichzeitig eine gute Möglichkeit die Seele zu erreichen und in diesem Sinne stellt sie einen Zugang her, welcher für tiefergehende Veränderungsprozesse sehr häufig notwendig wird.
Die meisten Menschen werden in eine Umgebung geboren, in der Sie keine idealen Bedingungen vorfinden. Sie entwickeln Überlebensstrategien, welche im Kindesalter zum eigenen Schutz wirklich wichtig waren. Die in dieser Zeit erlernten Verhaltensmuster wirken noch im Erwachsenenalter und zeigen sich z. B. in Körperhaltung und Muskelspannung, in Atmung und Stimme .
Kennen Sie es ein Problem gut verstanden zu haben, genau erklären zu können warum Sie sich wie verhalten und was Sie ändern müssen?
Sie haben das Problem wirklich gut analysiert und wissen was zu tun ist und dennoch schaffen Sie es nicht an Ihrem Verhalten wirklich etwas zu ändern. Das was Sie verstanden haben wird nicht in z.B. Bewegung, Mimik, Gestik, Stimme , Atmung, Haltung, Kontakt umgesetzt. Der Körper hat das Gesagte, das was Sie mit ihrem Geist verstanden und analysiert haben, noch nicht verinnerlicht bzw. aufgenommen. In ihrem Körper stecken noch die "alten" Überzeugungen und Erfahrungen, er reagiert auf Erlebtes.
Um dieses körperliche Erleben, Fühlen und Wahrnehmen geht es in der körperorientierten Psychotherapie. In dem Verständnis, dass Körper und Seele zusammen gehören und eine Einheit bilden, wird der Körper – genau wie die seelischen Empfindungen – in den therapeutischen Prozess integriert. Dazu werden die verschiedensten körpertherapeutischen Methoden verwendet.